Welch unbegreifliche Tragödie. Gerade erst hatten wir uneingeschränkt zueinander gefunden: Endlich angekommen in einem Leben, das sich rundum richtig anfühlte. Ich bestand geradezu aus Glück und alles war bereit für uns und unser weiteres gemeinsames Leben.
Doch dann …
„Dies wird keine Geschichte, in der der Tod von Mann oder Frau zu einer Art Vorspann eines neuen Lebens wird …„
Joan Didion
„Meine Seele stirbt!„, brüllt und kreischt es aus mir heraus, als ich die Nachricht DEINES Todes erhalte, immer wieder, bis ich hyperventilierend durchdrehe. Im letztem Nachglühen meines Verstandes bitte ich eine Freundin, mir, wenn schon nicht das Herz heraus, so doch zumindest den Zopf abzuschneiden und meinen Körper – denn dorthin kann meine Seele nicht mitkommen – zu DEINEM Katafalk zu begleiten, um mir die aberwitzige Realität auf die Netzhaut projizieren zu lassen und um mein stumpfes Haar an DEIN kaltes Herz zu legen.
„Der Tod hat dein Gesicht.
Anne Philippe
Der Verstand steht still,
wenn er an die Grenzen des Entsetzens stößt;
doch erst da fängt alles an.“
Ich sah DEINEN Tod, ich weiß um ihn, doch wehe, etwas in mir beginnt, dies auch zu empfinden: Schmerz und Trostlosigkeit sind Verharmlosungen für die schreiende Qual, die mich verbrennt. In den schlimmsten aller schlimmen Momenten jedes neuerlichen Gewahrwerdens glaube ich, darüber den Verstand zu verlieren.
Hoffnungslos und verzweifelt bin ich außerstande, eine neue Vergangenheit zu beginnen.
Nun bin ich eine Witwe, zwar nicht vor dem Gesetz, doch in Herz und Seele.
