Vielleicht auch wehre ich mich quasi mit diesem Nicht-wollen-können vehement gegen ein oktroyiertes Ich, weil jedes Ich ein durch die Katastrophe erzwungenes und oktroyiertes wäre, welches mich ebenso qualvoll an den Verlust meines wahren Ich erinnern würde, wie der Versuch, dieses jetzt verlorene wahre Ich äußerlich aufrechtzuerhalten bzw. wieder zusammenzukleben. Um nochmals jenes unglückliche Beispiel der zerbrochenen Tasse zu bemühen: Jeden Tag meines Restlebens darauf gestoßen zu werden, dass ich aus dieser Tasse den köstlichsten Tee trank, der unwiederbringlich getilgt wurde, ist unaushaltbar.
Bleibt also das Überleben im échec eines insofern zumindest authentischen Ich?
Ich kann nur günstige Umstände schaffen in der Situation, in der ich mich befinde.
Dieser Satz begleitet mein Denken seit vielen Wochen. WELCHE Umstände wären für ein Überleben im échec (falls man sich denn für ein solches entscheidet) günstig und WIE kann ich sie schaffen?
Ich fühle mich insgesamt zu sehr zerstört und gesundheitlich nicht in der Lage, in meinen Beruf zurückzukehren – allein der Gedanke bereitet mir höchste Panik. Wenn das jedoch die Ärzteschaft anders sieht, dann müsste ich kündigen und dies hätte unheilvolle materielle Konsequenzen zur Folge. Noch bin ich nicht an dem Punkt, wo mir das völlig egal wäre.
Die Kluge unterstützt mich sehr in dem Gedanken an eine Art kreativer Trauerbegleitung „Traueratelier“. Trauern ist ja das einzige, das ich noch kann. Dabei habe ich gewisse kreative und didaktische Fähigkeiten nicht gänzlich verloren oder verlernt.
Ideen hätte ich genug, die Frage ist, wie man damit Geld verdienen soll.
Überdies habe ich nicht ansatzweise die Kraft, schon gar nicht den Willen, mich um eine wie immer geartete Umsetzung zu kümmern, denn schon fällt mir wieder ein, warum ich über derlei Projekte jetzt nachdenken wollen können sollte, und ich stürze in tiefste Verzweiflung
Doch will ich versuchen, diese Erwägung als eine Überlebensstrategie zu begreifen – als eine Notwendigkeit zur Schaffung günstiger Umstände im échec.